12 Ebermann-Kreuz

Das „Ebermann-Kreuz“ befindet sich in einer nach innen gerückten Nische im Ausmaß von 3, 5 m mal 1 m an der gemauerten und verputzten Außenmauer des Friedhofes links neben dem Haupteingang. Es ist ein insgesamt ca. dreieinhalb Meter hohes Kreuz mit einem darauf befindlichen – etwas unproportionierten – Corpus Christi, beides aus Sandstein, übertüncht. Der Schaft des Kreuzes steckt in einem kleinen Hügel, auf dem ein Totenkopf mit Gebeinen und eine Schlange abgebildet sind. Das Ganze steht auf einem Sockel mit der Aufschrift „Matthias Ebermann und Anna Maria dessen Ehewirtin 1804“. Der Nischenboden ist mit Schotter abgedeckt, vor der Nische ist ein Eisengitter angebracht.  Das Marterl wurde zuletzt 2008 restauriert.

Um die Bedeutung des Kreuzes zu verstehen, ist es sinnvoll, die Geschichte von Absdorf zu kennen. Die heutige Marktgemeinde Absdorf bestand bis 1849 aus den zwei selbständigen und voneinander unabhängigen Gemeinden „Oberabsdorf“ mit Absberg, gegründet im 9. Jahrhundert vom Kloster Niederaltaich in Bayern, und der Gemeinde „Unterabsdorf“ (manchmal auch „Niederabsdorf“), gegründet im 13. Jahrhundert von Einwohnern abgekommener Ortschaften (beispielsweise „Chichhaim“ = Kirchhaim) und Weiler in der Umgebung. Obwohl beide Gemeinden ab 1601 demselben Grundeigentümer gehörten (Hardegg – Stetteldorf), gab es vor allem im kirchlichen Bereich Unterschiede.

Oberabsdorf hatte seit seiner Gründung im 9. Jahrhundert eine eigene Kirche (Pfarre) – St. Mauritius, um die auch der Friedhof lag, in dem die Oberabsdorfer bestattet wurden. Daneben bestand noch seit dem 13. Jahrhundert bis 1784 eine Wallfahrtskirche („Maria Hilf“) auf dem Absberg.

Für die Unterabsdorfer lag die Kirche – St. Nikolai – und damit auch der Friedhof hingegen im Gemeindebereich von Stetteldorf am Wagram, ca. zwei Kilometer nordöstlich außerhalb von Unterabsdorf. Das war vor allem im Winter eine wesentliche Erschwernis.

Nachdem die katholische Oberabsdorfer Pfarre in der Reformationszeit praktisch zu bestehen aufgehört hatte (in der Kirche liegt z.B. ein evangelischer Superintendent begraben, gestorben 1601), die Kirche St. Mauritius weitgehend verfallen war und die Wallfahrtskirche am Absberg als Nebenkirche für Oberabsdorf in Verwendung stand, wurde im Zuge der Josephinischen Pfarrregulierung auch Oberabsdorf 1784 wieder zur Pfarre erhoben und die Kirche St. Mauritius wieder hergerichtet. Der Ort der Bestattung der Bewohner der beiden Orte (Oberabsdorfer im Friedhof um St. Mauritius, Unterabsdorfer in St. Nikolai) blieb aber gleich.

In der Folge wurden die getrennten Gemeinden Ober- und Unterabsdorf von der Regierung aufgefordert, einen gemeinsamen Friedhof außerhalb des Ortes zu errichten. Dafür wurde von den beiden Gemeinden der ehemalige Kirchenacker außerhalb von Oberabsdorf auserwählt, der in der Verlängerung der Mauritiuskirche lag. Infolge der Ortserweiterung liegt der Friedhof aber nun innerhalb der Ortschaft.

In Dankbarkeit, dass nun die Unterabsdorfer nicht mehr den weiten Weg zum Friedhof in Stetteldorf am Wagram gehen mussten und im „neuen“ Friedhof begraben werden durften, spendeten Matthias Ebermann, ein Bauer aus Unterabsdorf, und dessen Ehefrau Anna Maria im Jahre 1804 das steinerne Kreuzbildnis für den „Leichenhof“. Dieses wurde am 15. Jänner 1805 vom Dechant aus Hausleithen eingeweiht. Herr Matthias Ebermann verstarb am 18. März 1805 im 61. Lebensjahr und war somit einer der ersten Unterabsdorfer, die im neuen Friedhof beerdigt werden durften.

Dieses Ebermannkreuz ist damit ein Symbol der Vereinigung zweier ehemals getrennter Ortschaften zu einer Gemeinschaft.